Ministerin Razavi: „Ein Denkmal sagt mehr als tausend Worte. Denkmale verbinden uns mit unserer Geschichte und stiften Identität.“
Die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi MdL, und die Staatssekretärin für Landesentwicklung und Wohnen, Andrea Lindlohr MdL, starten in der kommenden Woche ihre diesjährige Denkmalreise durch alle vier Regierungsbezirke des Landes. Am 6. und 7. September wird Ministerin Razavi in den Regierungsbezirken Stuttgart und Karlsruhe ausgesuchte Kulturdenkmale besuchen. Am 8. und 9. September übernimmt Staatssekretärin Lindlohr den Staffelstab und begleitet die Denkmalreise in den Regierungsbezirken Freiburg und Tübingen.
Anknüpfend an das diesjährige Jubiläum zum 50jährigen Bestehen des Denkmalschutzgesetzes steht die Denkmalreise 2022 unter dem Motto „Wahre Werte – Highlights der Denkmalpflege“. „Seien Sie gespannt auf Bekanntes und Unerwartetes“, so Ministerin Razavi im Vorfeld der Denkmalreise: „Ein Denkmal sagt mehr als tausend Worte. Die Denkmalreise führt uns im Jubiläumsjahr der Landesdenkmalpflege zu ganz besonderen Denkmalen. Manche sind Zeugen visionärer Ideen, andere verbinden uns mit unserer Geschichte und geben uns ein Gefühl von Heimat. Jedes für sich lässt uns Erfahrungen ablesen, die uns heute voranbringen können. Zukunft braucht Herkunft, wenn wir uns weiterentwickeln wollen.“
Die Denkmalreise 2022 macht Station bei Kulturdenkmalen, die die Vielfalt der vergangenen fünfzig Jahre Denkmalschutz und Denkmalpflege in Baden-Württemberg repräsentieren. Die Ziele reichen von archäologischen Ausgrabungen zum frühkeltischen Machtzentrum Heuneburg über das futuristisch anmutende Haus Balz in Leinfelden-Echterdingen bis zum sich zur Sonne drehenden Solarhaus „Heliotrop“ in Freiburg. Ein besonderes Highlight ist auch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe – ein hochrangiges Kulturdenkmal sowohl aus architekturgeschichtlichen als auch aus heimatgeschichtlichen Gründen.
Staatssekretärin Andrea Lindlohr: „Sie alle zeigen auf ihre Weise, welche Antworten die Denkmalpflege auf neue Herausforderungen und die wichtigen Zukunftsfragen findet. Ich freue mich, dazu vor Ort auf Spurensuche zu gehen.“
Das Programm der Denkmalreise:
09:00 - 10:30 Uhr | Berliner Platz 1-2 70174 Stuttgart
Treffpunkt: Haupteingang Beethoven-Mozart-Silcher-Saal | Mit dem Kulturdenkmal Liederhalle besitzt das Land Baden-Württemberg einen der bedeutendsten und richtungsweisenden Konzertbauten der Nachkriegszeit. Die Architekten Rolf Gutbrod und Adolf Abel schufen 1955-1956 zusammen mit dem Bildhauer und Maler Blasius Spreng ein auf die Funktion abgestimmtes Gesamtkunstwerk, das in seiner architektonischen Gestaltung die Weiterentwicklung der expressionistischen Architektur und insbesondere des Organischen Bauens der 1920er Jahre demonstriert und durch seine detaillierte künstlerische Ausgestaltung besticht. Die Oberflächen in der Liederhalle, stellen ein charakteristisches Merkmal für die Architekturauffassung der fünfziger Jahre dar. Mit der Restaurierungsgeschichte ist insbesondere die innovative Sichtbetoninstandsetzung der 1990er Jahre verbunden, der damals Vorbildcharakter zukam. |
11:15 - 12:45 Uhr | Gräbleswiesenweg 30 70771 Leinfelden-Echterdingen
Treffpunkt: „Theater unter den Kuppeln“, Gräbleswiesenweg 32 | Das Wohnhaus errichtete der Architekt Michael Balz 1979/80 für sich selbst, in Zusammenarbeit mit dem renommierten Schweizer Statiker Heinz Isler. Es fällt durch seine futuristisch wirkende Ästhetik ins Auge und liegt neben dem ebenfalls von Balz und Isler erbauten "Theater unter den Kuppeln" am Ortsrand von Stetten. Auf dem Erdgeschoss in konventioneller Betonbauweise ruht eine gebogene und asymmetrisch gerundete Betonwanne, die als Dachterrasse fungiert. Diese trägt wiederum das asymmetrisch gestaltete Wohngeschoss, das aus blasenartig geformten Betonschalen besteht. Dabei tragen die Rundungen in der Gesamtform und den Baudetails zu einem organischen Baucharakter bei, der sich im Inneren fortsetzt. Das Architektenwohnhaus ist ein Beispiel für den Schalenbau, der in den 1960er und 1970er Jahren eine Blütezeit erlebte, für organische Wohnarchitektur, aber auch für die Suche nach alternativen, ökologischen, zukunftsorientierten Wohnformen Ende der 1970er Jahre. Mit seinem Schalendach in futuristischen Formen ist es nach bisherigem Kenntnisstand einzigartig im Wohnbau in Baden-Württemberg. |
15:15 - 16:45 Uhr | Römisches Neuenstadt am Kocher Marienstraße 74196 Neuenstadt am Kocher – Bürg
Treffpunkt: An der Wegegabelung des Feldweges in der Verlängerung der Marienstraße, 400 Meter jenseits der Bebauung. | Das römische Neuenstadt stellt eine der wichtigsten erhaltenen archäologischen römischen Denkmäler im Lande dar. Der ergrabene Tempel des Apollo-Grannus ist ein herausragendes Beispiel für die antike Sakralarchitektur in Baden-Württemberg. Der archäologische Fundplatz zeugt von Römischer Siedlung mit zentraler Tempelanlage und weiteren repräsentativen öffentlichen Gebäuden. In diesem Sommer hat das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD) mit neuen archäologischen Untersuchungen an der Römischen Stadt im Kochertal begonnen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das auf drei Jahre angesetzte Projekt mit 700 000 Euro und bezeugt damit die außerordentliche Bedeutung der Fundstelle für die Archäologie in Deutschland. Im Zentrum der neuen Untersuchungen stehen private und staatliche Gebäude der damaligen Siedlung und die Frage, wer die Siedlung gegründet hat. Das Forschungsprojekt wird zusammen mit der Professur für Archäologie der römischen Provinzen der Universität Bamberg durchgeführt. |
9:45 - 11:15 Uhr | Römisches Osterburken: Annexkastell Wemmershöfer Str. 74706 Osterburken
Treffpunkt: am Südtor des Annexkastells Koordinaten: 49.426141475339534, 9.425193182103515 | Als Teil des UNESCO-Welterbes Obergermanisch-Raetischer Limes ist Osterburken heute der Platz, an dem sich die römische Vergangenheit noch besonders eindrücklich und vielfältig erleben lässt. Eine Besonderheit stellt der Annexbau dar, der gegen Ende des 2. Jahrhunderts an die südliche Langseite des bestehenden Kastells angebaut wurde. Über die Innenbebauung ist wenig bekannt, jedoch ermöglichen einige besondere Funde wie Pfeilspitzen aus dem Kastellgraben und ein Münzhort spannende schlaglichtartige Einblicke in die Spätzeit der römischen Anlage, so ist heute die römische Vergangenheit Osterburkens noch an vielen Stellen erfahrbar, zum Beispiel durch
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14:15 - 15:45 Uhr | Ehemalige Malz- und Tabakfabrik Kaiserstraße 27 76646 Bruchsal
Treffpunkt: Kaiserstraße 27 | Ursprünglich errichtet als Malzfabrik Moritz Marx, ab 1936 Umnutzung zur Tabakfabrik, von 1974 bis 2016 Nutzung durch Möbelhaus Fuchs mit Verkaufs- und Lagerräumen. Bei der jetzigen Umnutzung zu Wohnraum sind 16 offene Zwei- bis Dreizimmerwohnungen geplant. Der markante viergeschossige Massivbau in Backsteinmauerwerk mit Sandsteingliederungen wurde 1890 erbaut. Das mächtige Kranzgesims ist mit Zierkonsolen bestückt und besitzt einen Attikaaufbau auf dem Flachdach. Der vordere Gebäudeteil bewusst repräsentativ in historistischer Manier gestaltet in Abgrenzung zum rückwärtigen einfachen Ziegelbau. Auch der rückwärtige Schornstein bleibt erhalten. Das Gebäude zeigt, dass Umnutzungen dem Erhalt eines Bauwerks bzw. Kulturdenkmals dienen können. Von der Malzfabrik über die Tabakfabrik und das Möbelhaus zu Wohnungen spiegelt der Bau die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen im Verlauf der letzten 130 Jahre in Bruchsal und im Kraichgau wider. Die Umnutzung wird zur Bedingung des Fortbestandes ohne seinen Charakter zu verlieren. |
16:25 - 17:55 Uhr | Schloßbezirk 3 76131 Karlsruhe
Treffpunkt: Schloßbezirk 3 | Das Gebäude ist ein hochrangiges Kulturdenkmal, sowohl aus architekturgeschichtlichen Gründen als auch aus heimatgeschichtlichen. Es ist wohl eines der bekanntesten Gebäude der Bundesrepublik. Das Bundesverfassungsgericht wurde 1962-1969 durch den Architekten Prof. Paul G. R. Baumgarten (1900-1984) geplant, Bauherrin war die Bundesrepublik Deutschland. Aufgrund des gestiegenen Publikumsverkehrs wurde 1991 ein Anbau von zwei Wendeltreppen als Fluchtwege aus dem Sitzungsgebäude nötig.1992 wurde nach Plänen des Karlsruher Architekten Gerhardt Assem ein unterirdischer Verbindungsgang zum Westflügel des Schlosses neu errichtet. Im folgenden Jahr wurde ein kleines Wachgebäude an der Zufahrt aufgestellt. Das Jahr 1995 sah die Umgestaltung des Casinogebäudes durch Schaffung zusätzlicher Arbeitsräume vor, dabei wurden Wände in den Speisesaal eingezogen und die Terrasse entfernt. Der öffentliche Zugang entfiel. Am Bibliotheksgebäude fügte man 1995 zwei unterirdisch ansetzende Tiefmagazine an. |
09:45 - 11:15 Uhr | Johannesstraße 59 / Staufenstraße 65 78056 Villingen-Schwenningen
Treffpunkt: Schulhof/Innenhof | Infolge von schulpolitischen Reformen und steigender Zahl an Schülerinnen und Schüler war der Bedarf an Bildungseinrichtungen im Nachkriegsdeutschland immens. So wurde das Gymnasium am Deutenberg als Teil eines Schul- und Sportzentrums geplant und in den Jahren 1962-65 in Stahlbeton-Skelettbauweise nach Plänen des Architekturbüros Behnisch errichtet. Die zur Sachgesamtheit gehörige Turnhalle entstand 1966-69 ebenfalls nach Plänen des Architekturbüros Behnisch. Ab 2015 fand eine Generalsanierung der Schule statt. Das Deutenberg-Gymnasium stellt ein junges Kulturdenkmal und ein charakteristisches Beispiel der Baukultur der 1960er Jahre dar. |
13:55 - 15:25 Uhr | Ziegelweg 28 79100 Freiburg
Treffpunkt: Ziegelweg 28 | In Baden-Württemberg wurde mit der Siedlung Schafbrühl in Tübingen (1984/85) bereits eine Pionierleistung im ökologischen Siedlungsbau als Kulturdenkmal erfasst. Während dort mit organischen Strukturen und natürlichen Baumaterialien eine Ökogemeinschaft als soziales Modell gebaut wurde, setzt das 1994 in Freiburg im Breisgau errichtete Heliotrop als Experimentierhaus insbesondere neue technische Maßstäbe. Der Architekt Rolf Disch entwarf es als sich zur Sonne drehendes Solarhaus mit einer großen Photovoltaikanlage zur Stromgewinnung sowie Röhrenkollektoren zur Warmwasser- und Heizungsversorgung. Unter Berücksichtigung des Treibhauseffektes wendet sich das Haus an heißen Tagen von der Sonne weg und an kalten zur Sonne hin. Die Zimmer dieser drehbaren Säule sind spiralförmig angeordnet. Für die optimale Energieeffizienz kommen eine Verglasung beziehungsweise Isolierung des in Holzbauweise errichteten Turms, die Nutzung von Regenwasser, Komposttoiletten sowie eine Schilfkläranlage hinzu. Das Heliotrop ist damit ein mit vielen Ideen ausgestatteter, innovativer und preisgekrönter Beitrag zur Entwicklung des ökologischen Bauens in den 1990er Jahren. Es handelt sich um ein Junges Kulturdenkmal, stellvertretend für die aktuelle Erfassung der 1980er und 1990er Jahre und ist „das erste Kulturdenkmal, bei dem die Solaranlage dazugehört“. Äußerst anschaulich legt es Zeugnis davon ab, dass man in dieser Zeit die aktive und passive Sonnenenergienutzung sowie weitere ökologische Ideen in den Hausbau einfließen lassen und damit auf die endlichen fossilen Energieressourcen antworten wollte. Das Bauwerk von Rolf Disch im sonnenverwöhnten Südwesten Deutschlands ist überdies ein vielbesuchtes Anschauungsobjekt für Planerinnen und Planer aus aller Welt und ein wertvoller, realisierter und erprobter Beitrag für die aktuelle Energiedebatte im Bauwesen. |
16:05 - 17:35 Uhr | Heitersheim Johanniterstraße 89, 79423 Heitersheim
Treffpunkt: Johanniterstraße 89 | Die Villa urbana von Heitersheim ist eine außergewöhnliche römische Villa, die seit den 30er Jahren des 1. Jahrhundert n. Chr. bis ins 3. Jahrhundert hinein bestand. Heute werden die Ergebnisse der Ausgrabungen seit den 1990er Jahren in einem modernen Museumsbau repräsentiert und museumspädagogisch vermittelt. Die Villa Urbana ist ein fester und „gelebter“ Bestandteil der Kulturlandschaft Heitersheim. Diese außergewöhnliche römische Villenanlage zeigt das erfolgreiche Zusammenspiel zwischen Denkmalpflege (Schutz), universitärer Forschung (Grabung), Gemeinde und Ehrenamtlichen (Repräsentationsbau/Museum/Inklusiver Künstlerpark-Caritas) bei der Inwertsetzung des Denkmals. |
09:15 - 10:45 Uhr | Oberamteistraße 28-34 72764 Reutlingen
Treffpunkt: Oberamteistraße 32 | Die historische Häuserzeile Oberamteistraße liegt in der Reutlinger Altstadt, im historischen Stadtkern. Die Bürgerhäuser Oberamteistraße 28-32 gehören zu den ältesten zusammenhängenden Fachwerkhäuserzeilen Deutschlands, im 14. Jahrhundert entstanden und in Teilen heute noch im Bestand. Die Stadt hat durch Nutzung Häuser vor dem Abbruch bewahrt, wagt einen innovativen Neubau, und nutzt das Kulturdenkmal selbst als Ausstellungsstück. Zum bestehenden Heimatmuseum soll die historische stadtbildprägende Bausubstanz der Öffentlichkeit als erlebbares Exponat zugänglich gemacht werden. Auf der Grundlage vielfältiger wissenschaftlicher Untersuchungen und interdisziplinärem Austausch wird derzeit ein Sanierungs- und Museumskonzept erarbeitet, dass das Kulturdenkmal selbst in die Ausstellungsdidaktik einbezieht. Nach Fertigstellung wird die Hausgeschichte vom 14. - 20. Jahrhundert ebenso verdeutlicht wie den konservatorischen und planerischen Umgang mit dem Bestand im 21. Jahrhundert. |
11:25 - 12:55 Uhr | Richard-Burkhardt-Straße 6 / Löwensteinplatz 1 72116 Mössingen
Treffpunkt: Löwensteinplatz 2 direkt vor dem Café (Haupteingang mit großer Glasfront) | Die Textilfabrik Pausa stellt aus wissenschaftlichen, künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründen ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung dar. An ihrer Erhaltung besteht wegen ihres exemplarischen und dokumentarischen Wertes sowie wegen ihres Seltenheits- und Originalitätswertes ein gesteigertes öffentliches Interesse. Die Sachgesamtheit Textilfabrik Pausa besteht aus dem Verwaltungsgebäude einschließlich Zubehör, der Produktionshalle, dem Druckereigebäude, dem Kesselhaus mit Turbinenraum, Schlosserei und Kantine, sowie der Firmenbibliothek und den umfangreichen Sammlungen von Stoffentwürfen, Stoffmustern und Musterbüchern. Die Pläne stammen von dem in Paris geborenen Sohn des berühmten Bildhauers Wilhelm Lehmbruck und seit 1949 in Stuttgart lebenden Manfred Lehmbruck (1913-1992), der noch 1932 als Hospitant am "Bauhaus" wichtige Repräsentanten des "Neuen Bauens" kennen gelernt hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte er an diese internationale Architektur-Richtung anknüpfen. Seine bekanntesten und weit überregional beachteten Werke sind die Museen in Bad Buchau und Duisburg (Federseemuseum, Wilhelm-Lehmbruck-Museum) sowie das Pforzheimer Reuchlin-Haus, die am Ausgang der Fünfziger Jahre begonnen und teils im darauffolgenden Jahrzehnt fertig gestellt wurden. |
15:10 - 16:40 Uhr | 88518 Herbertingen-Hundersingen Gewann „Weiherwasen“
Treffpunkt: An der Ausgrabung im Gewann „Weiherwasen“ Koordinaten: 48.091251, 9.401751
| Die Heuneburg bei Herbertingen-Hundersingen am Oberlauf der Donau ist einer der bedeutendsten vorgeschichtlichen Fundplätze Deutschlands und Europas. Zwischen 620 und 450 v. Chr. befand sich hier ein frühkeltisches Machtzentrum regionaler und überregionaler Bedeutung. In ihrer Blütezeit zwischen 600 und 540/530 v. Chr. bestand die Heuneburg aus der Akropolis auf dem Burgberg, der Vorburg und einer ausgedehnten, etwa 100 Hektar großen Außensiedlung. Mit einer geschätzten Einwohnerzahl von über 5000 Menschen war die Heuneburg mit vielen zeitgleichen griechischen und etruskischen Zentren des Mittelmeerraums vergleichbar. Es spricht vieles dafür, dass es sich bei der Heuneburg um die von dem griechischen Historiker Herodot (484-425 v. Chr.) erwähnte Polis (Stadt) Pyrene – und somit um die älteste schriftlich erwähnte Stadt Mitteleuropas – handelt. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. war die 3 Hektar große Akropolis auf dem Burgberg durch eine nördlich der Alpen bislang einzigartige Lehmziegelmauer mit bastionsartigen Türmen befestigt und der Zugang zur Vorburg durch ein monumentales Kammertor geschützt. Sowohl die Lehmziegelmauer als auch die Toranlage wurden nach mediterranen beziehungsweise vorderasiatischen Vorbildern errichtet und dienten zugleich der Machtdemonstration der an der Heuneburg ansässigen Eliten. Die Heuneburg ist von zahlreichen, teils monumentalen Grabhügeln umgeben, die ebenfalls die Macht dieser frühkeltischen Eliten zum Ausdruck bringen. Aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung wurde die Heuneburg gemeinsam mit zwei weiteren Machtzentren 2021 in das nationale Vorauswahlverfahren für die deutsche Tentativliste bei der UNESCO für das Weltkulturerbe eingebracht. |
Nacht und Tag des offenen Denkmals
Im Anschluss an die Denkmalreise findet am Sonntag, 11. September, unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ der bundesweite Tag des offenen Denkmals statt. Die landesweite Eröffnung startet mit der Nacht des offenen Denkmals. Diese wird – ebenfalls in Anwesenheit von Ministerin Razavi und Staatssekretärin Lindlohr – in Esslingen am Neckar gefeiert, und zwar am Samstag, 10. September, um 17 Uhr in der Esslinger Stadtkirche St. Dionys.
Hinweis an die Redaktionen
Das Programm der viertägigen Denkmalreise ist presseöffentlich. Vor Ort stehen neben Ministerin Razavi und Staatssekretärin Lindlohr fachkundige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner der Landesdenkmalpflege für Fragen zur Verfügung. Aus organisatorischen Gründen werden Medienvertreter gebeten, sich für die einzelnen Programmpunkte unter pressestelle@mlw.bwl.de anzumelden. Bei den Terminen sind die Corona-Regeln des Landes Baden-Württemberg zu beachten.