Auf der diesjährigen Denkmalreise durch Baden-Württemberg (8. bis 11. September) rücken die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen Nicole Razavi MdL und die Staatssekretärin Andrea Lindlohr MdL den ideellen Wert von Kulturdenkmalen in den Mittelpunkt. Am Dienstag, 9. September, besuchte Staatssekretärin Lindlohr Eberdingen, Großsachsen und Stuttgart. Die Denkmalreise wie auch der Tag des offenen Denkmals stehen in diesem Jahr unter dem Motto „WERT-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“.
Kulturdenkmale machen uns bewusst, was wir als Gesellschaft für wertvoll halten. Sie verbinden Generationen und fordern uns auf, Verantwortung zu übernehmen für das, was nicht ersetzbar ist.
Erste Station: Schlossscheuer Schloss Hochdorf in Eberdingen
Die Denkmalreise startete Staatssekretärin Lindlohr am zweiten Tag in Eberdingen-Hochdorf, wo am Schlossgut Hochdorf historische Bausubstanz mit großer Sorgfalt in eine neue Nutzung überführt wird. Die ehemalige Schlossscheune und der Gutspferdestall werden derzeit zu einem Fortbildungs- und Kulturzentrum mit Gastronomie umgebaut – denkmalgerecht, sensibel und zukunftsweisend. Besonders eindrucksvoll: Die aktuellen archäologischen Grabungen im Innenhof, bei denen ein römischer Keller freigelegt wurde, schlagen die Brücke weit zurück in die Geschichte der Region. Hier zeigt sich auf beispielhafte Weise, wie WERT-voll sorgfältige Planung, baukulturelles Feingefühl und archäologische Neuentdeckungen für die Entwicklung lebendiger Orte sein können.
„Mich beeindruckt, mit wie viel Respekt und Weitsicht hier Geschichte bewahrt und mit einer ganz neuen Nutzung verbunden wird. Der römische Keller unterstreicht, was für buchstäblich tiefe Schichten unser kulturelles Erbe hat – und wie viel wir noch entdecken können“, so Staatssekretärin Lindlohr.
Zweite Station: Gräberfeld der frühen Jungsteinzeit in Großsachsenheim
Bei der nächsten Station informierte sich Staatssekretärin Lindlohr über einen Ort, der auf den ersten Blick unscheinbar wirkt und doch ein herausragendes archäologisches Zeugnis birgt: Unter den Äckern im Neckartal wurde im Zuge von Grabungen für die geplante Neckarenztalleitung eine jungsteinzeitliche Siedlung mit seltenem Gräberfeld entdeckt. Solche Bestattungsplätze aus der frühen bäuerlichen Kultur sind in Südwestdeutschland eine absolute Rarität. Der Fund belegt eindrucksvoll, wie viel Wissen im Boden verborgen liegt – und wie dringend es ist, diese Spuren unserer Geschichte zu sichern, bevor sie durch Erosion oder landwirtschaftliche Eingriffe verloren gehen. WERT-voll im wahrsten Sinne: als stille Zeugen einer längst vergangenen Zeit.
„Die Ausgrabung verbindet fachliche Expertise mit ehrenamtlichem Engagement – ein Zusammenspiel, das den unsichtbaren Schätzen unter unseren Füßen eine Stimme gibt. Diese gemeinschaftliche Verantwortung für unser kulturelles Erbe können wir nicht hoch genug würdigen“, so Staatssekretärin Lindlohr.
Dritte Station: Verlagsgebäude Ernst Klett in Stuttgart
Weiter ging es zum Verlagsgebäude Ernst Klett nach Stuttgart – ein bedeutendes Zeugnis der Nachkriegsmoderne, das zwischen 1952 und 1957 vom Architekten Gero Karrer errichtet wurde. Das Gebäude steht für eine Zeit des kulturellen Aufbruchs, in der Bildung, Sprache und gesellschaftliche Erneuerung zentrale Werte waren. Heute wird das Kulturdenkmal im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA’27 behutsam weiterentwickelt. Der entstehende Klett-Campus verbindet historische Substanz mit zukunftsweisender, klimagerechter Architektur.
„Am Klett-Campus wird deutlich, wie verantwortungsvolle Denkmalpflege und unternehmerischer Gestaltungswille aufeinander abgestimmt zur Wirkung kommen können. Dass ein traditionsreiches Unternehmen wie Klett seinen historischen Bestand nicht nur bewahrt, sondern aktiv in eine zukunftsfähige Entwicklung überführt, ist ein starkes Signal – für Baukultur, Bildung und nachhaltige Stadtentwicklung“, sagte Staatssekretärin Lindlohr.
Vierte Station: Villa Knosp in Stuttgart
Zum Abschluss des zweiten Tages besuchte Staatssekretärin Lindlohr die Villa Knosp im Herzen von Stuttgart – ein herausragendes Kulturdenkmal mit reicher Geschichte. 1859 für den Unternehmer und Gemeinderat Rudolf von Knosp errichtet, war die Villa in ihrer Massivbauweise und stilistischen Verbindung von englischer Landhausarchitektur und niederrheinischer Baukunst ein architektonisches Ausrufezeichen ihrer Zeit. Heute wird sie mit großem denkmalpflegerischem Feingefühl restauriert, mit dem Ziel, originale Substanz zu bewahren und historische Ausstattungen sichtbar zu machen. Die Villa Knosp steht exemplarisch für den bewussten Umgang mit gebautem Erbe.
„Die denkmalgerechte Sanierung der Villa Knosp ist ein hervorragendes Beispiel für das Potenzial historischer Gebäude im urbanen Kontext. Sie zeigt, wie Baugeschichte nicht nur erhalten, sondern aktiv in die Entwicklung unserer Städte eingebracht werden kann“, so Staatssekretärin Lindlohr.
Nacht und Tag des offenen Denkmals
Als Höhepunkt der Denkmalwoche findet der bundesweite Tag des offenen Denkmals 2025 am Sonntag, 14. September, 2025 mit vielen Aktionen im ganzen Land statt. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto „WERT-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“. Die landesweite Eröffnung startet mit der Nacht des offenen Denkmals. Diese wird – in Anwesenheit von Ministerin Razavi – in Mannheim gefeiert und zwar am Samstag, 13. September, ab 17 Uhr im Stadthaus N1.
Weiterführende Informationen zur Nacht und zum Tag des offenen Denkmals gibt es unter www.denkmalpflege-bw.de und www.tag-des-offenen-denkmals.de.
Hintergrund: Denkmalreise
Im Rahmen ihrer jährlichen Denkmalreise besuchen die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi MdL, und die Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, Andrea Lindlohr MdL, dieses Jahr von 8. bis 11. September wieder ausgesuchte Kulturdenkmale im ganzen Land. Das gesamte Programm der Denkmalreise 2025 finden Sie hier.
Weitere Informationen
Fotos der einzelnen Stationen der Denkmalreise 2025 stehen zeitnah nach den Terminen in der Mediathek zum Download bereit.