Bei der feierlichen Preisverleihung am Donnerstag, 23. Oktober 2025, im Rundofen in Zell am Harmersbach sagte die Ministerin Nicole Razavi MdL: „Lehm ist einer der ältesten Baustoffe der Welt – und zugleich einer der zukunftsfähigsten. Seine natürliche Verfügbarkeit, die positiven Auswirkungen auf das Raumklima und sein geringer Energiebedarf machen ihn zu einem wichtigen Baustein für nachhaltiges Bauen. Die ausgezeichneten Projekte zeigen uns aber auch: Es braucht Know-how sowie passende Rahmenbedingungen, um die Vorteile des Baustoffs Lehm voll auszuschöpfen. Genau diese Balance zwischen Tradition und Innovation wollen wir mit dem Innovationspreis Lehmbau BW sichtbar machen.“
Der Innovationspreis Lehmbau BW wurde zum zweiten Mal verliehen. Der Preis würdigt herausragende Bauten, Gebäudekonzepte und zukunftsweisende Innovationen aus Baden-Württemberg, die im Zeitraum 1. Januar 2019 bis 31. Mai 2024 in Baden-Württemberg realisiert wurden und die sich intensiv mit Lehm als nachhaltigen Baustoff auseinandersetzen.
Das sind die ausgezeichneten Projekte:
- Neubau Michelbach 1a – Wohnen und Arbeiten unter einem Dach, Nordrach: In der Gesamtschau würdigt die Jury bei dieser Einreichung die unterschiedliche Verwendung von Lehm und Lehmbaustoffen in Verbindung mit der architektonischen Gesamtqualität des Gebäudes sowie die Kombination von Wohnen und Arbeiten. Das Projekt erhält den Lehmbaupreis in der Kategorie Wohnungsbau in Höhe von 12.000 Euro. Preisträger ist die Michael Welle Architektur GmbH aus Offenburg.
- Denkmalgerechte Sanierung Kunstmühle Königheim, Königheim: Die Jury würdigt in diesem Fall die Vielfalt im Umgang mit Lehm und Lehmbaustoffen im Bestand, die sich im gesamten Gebäudekonzept widerspiegelt. Hervorgehoben wird insbesondere die hohe und vielfältige Eigenleistung sowie das damit einhergehende Engagement, Lehm als Baustoff sichtbar und bekannt zu machen. Das Projekt wird mit dem Lehmbaupreis in der Kategorie Wohnungsbau in Höhe von 12.000 Euro ausgezeichnet. Preisträger sind Martin Krentz und Barbara Müller aus Königheim.
- Neubau Aussegnung Kloster Reute, Bad Waldsee: Bei dieser Einreichung wird die handwerklich sehr saubere Ausarbeitung der vor Ort hergestellten Stampf¬lehmwände mit verschiedenen Farbschichten gewürdigt. Anders als üblich fungieren die circa 85 cm dicken Stampflehmwände hier als tragende Konstruktion für das massive und begrünte Betondach. Der Neubau wird als innovativer Beitrag mit hoher ästhetischer und architektonischer Qualität gesehen. Das Projekt erhält den Lehmbaupreis in der Kategorie Nicht-Wohnungsbau in Höhe von 12.000 Euro. Preisträger sind Generaloberin Maria Hanna und Claus Mellinger aus Bad Waldsee.
- Erweiterungsbau Johannes Kindergarten, Freiburg im Breisgau: Das Projekt wird als zukunftsweisender Ansatz für den ökologischen Bau von öffentlichen Ein¬richtungen und Gemeinschafträumen gesehen. Das Baukonzept mit Holz, Stroh und Lehm leistet einen wichtigen konzeptionellen wie auch handwerklichen Beitrag. Besonders hervorgehoben werden die mit schweren Lehmbausteinen ausgemauerten Innenfachwerkwände, die bewusst zur Erhöhung der Baumasse für den sommerlichen Wärmeschutz eingesetzt werden, sowie vorgefertigte Strohballendämmung in den Außenwänden und dem Dach, da sie einen schnellen Aufbau auf der Baustelle ermöglichen. Die Strohwände sind mit einem mehrlagigen Lehmputz versehen, in dem die Elektroinstallationen integriert sind. Das Projekt wird mit dem Lehmbaupreis in der Kategorie Nicht-Wohnungsbau in Höhe von 12.000 Euro ausgezeichnet. Preisträger ist Pfarrer Franz Wehrle von der Römisch-Katholischen Kirchengemeinde St. Georgen-Hexental sowie das Architekturbüro Matthias Betz aus Freiburg.
- Women's Empowerment Center – Bildungszentrum; Uganda: Diese Einreichung, eine Masterarbeit der Hochschule für Technik in Stuttgart, wird mit Blick auf die thematisch wie konzeptionell sehr schlüssige Verwendung von Lehm und Lehmbaustoffen sowie den Einsatz in vielfältiger Weise als innovative, in sich stimmige und sehr gelungene und preiswürdige Arbeit angesehen. Die Einreichung erhält den Nachwuchspreis in Höhe von 2.000 Euro. Preisträgerin ist Annika Schürk aus Berlin, ihre Betreuer waren Prof. Dipl.-Ing. Monika Joos-Keller und Prof. Dipl.-Ing. Andreas Löffler.
Eine unabhängige Jury mit Fachleuten aus Bautechnik, Architektur sowie Handwerk und Politik hat aus allen 19 Einreichungen die besten Projekte ausgewählt. Bei der Auswahl wurde neben der beispielgebenden Materialverwendung und einer nachhaltigen, energieeffizienten Bauweise unter anderem auch Wert auf das Nutzungskonzept, die Anpassungsfähigkeit der Räume, Aufenthaltsqualität, Ästhetik und eine gute Baukultur gelegt.
„Wer mit Lehm baut, baut klimaschonend“, sagte die Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, Andrea Lindlohr MdL: „Bauen mit Lehm spart Energie, nutzt regionale Ressourcen und schafft langlebige, gesunde Gebäude. Die prämierten Projekte zeigen eindrucksvoll, dass Klimaschutz und Baukultur zusammengehören – und dass Lehm dabei eine Schlüsselrolle spielen kann.“
Die Vorteile von Lehm
Lehm ist in vielen Böden enthalten und damit regional verfügbar. Da das Material im Erdaushub häufig enthalten ist, findet die Gewinnung als Nebenprodukt von Erdarbeiten statt. Durch die Aufbereitung des Materials und die Mischung von unterschiedlichen Lehmen lassen sich genormte Baustoffe herstellen. Für den Herstellungsprozess wird weniger Energie benötigt als bei mineralischen Baustoffen. Da der Lehm lediglich getrocknet wird, ist ein einfaches Recycling möglich. Damit kann er einen großen Beitrag für klima- und ressourcenschonendes Bauen und Sanieren leisten.
Neben den ökologischen Vorteilen hat Lehm auch einen positiven Einfluss auf das Raumklima. Er ist atmungsaktiv, kann Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Seine thermische Trägheit sorgt für ausgeglichene Temperaturen. Sichtbar belassene Lehmoberflächen haben eine warme, natürliche Ausstrahlung und eine behagliche Atmosphäre.

















