Viele der Herausforderungen, vor denen Politik und Gesellschaft stehen, erfordern neue planerische und bauliche Lösungen, die langfristig funktionieren und qualitativ überzeugen. Das betrifft alle Bereiche der „gebauten Umwelt“, vom Städtebau über den Ingenieurbau bis zur Landschaftsplanung.
Gleichzeitig stellt sich mit jedem Planungs- oder Bauvorhaben die Frage nach der besten Lösung: Wie können Funktionalität, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Ästhetik im konkreten Fall bestmöglich in Einklang gebracht werden? Antworten darauf findet man am besten im fachübergreifenden Dialog.
Ausstellung zum Staatspreis Baukultur 2024
Die Wanderausstellung zum Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg 2024 zeigt die beispielgebenden Projekte aus dem ganzen Land. Sie ist vom vom 5. bis 21. November im Bahnhof Lauda, vom 6. bis 17. November in der Allgäuer Genussmanufaktur in Leutkirch, vom 19. November bis 5. Dezember im Landratsamt Biberach und vom 25. November bis 12. Dezember im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis zu sehen. Weitere Infos und Termine gibt es unter www.baukultur-bw.de.
Ausstellung „Wir bauen BW“
Kommunen können die Ausstellung „Wir bauen BW ´23+ – Baukultur in Baden-Württemberg gestern, heute und morgen“ kostenfrei und unkompliziert ausleihen.
Vernetzen und Impulse setzen
Mit der Landesinitiative Baukultur Baden-Württemberg will die Landesregierung dem Thema Baukultur eine geeignete Plattform geben und den Informationsaustausch über Fach- und Ressortgrenzen hinweg anregen. Vom Netzwerk und von anderen Maßnahmen des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen sollen Impulse ausgehen und innovative Leistungen entsprechend gewürdigt werden. Ziel ist eine zeitgemäße, lebensnahe und zukunftsbezogene Baukultur, die sich durch soziale Gerechtigkeit, ökologische Verantwortung, technische Innovation und gestalterische Qualität auszeichnet – für Lebensqualität in den Städten und Gemeinden des Landes.
Eine hohe Qualität unserer Lebensräume bedeutet mehr Lebensqualität. Gesundheit, Wohlbefinden, Lebensfreude, aber auch Lernerfolg oder kreatives Arbeiten werden durch ein gut gestaltetes Umfeld gefördert. Das gilt für unsere Häuser und Wohnungen genauso wie für Plätze und Parks, Büro- und Gewerbebauten oder Verkehrsbauten. Die Nachbarschaften, Quartiere und Städte, in denen wir leben, sind damit zugleich ein gewichtiger Standortfaktor. Wie wir die Welt von morgen planen und bauen, ist für die künftige Entwicklung der Städten und Gemeinden, der Regionen, des gesamten Landes von großer Bedeutung. Im Europa der Regionen ist die gebaute Umwelt in immer stärkerem Maß Qualitäts- und Identitätsträger. Baukultur ist deshalb ein Thema auch von europäischer Relevanz, über deren Qualität am konkreten regional- und landestypischen Ort entschieden wird.
Baukultur entsteht nicht von selbst. Baukultur lebt man und macht man, zum Beispiel wenn Menschen sich gemeinsam Gedanken über gut gestaltete, funktionale und nachhaltige Lebensräume machen. Dazu gehören diejenigen, die Nutzerinnen und Nutzer sind, genauso wie die Fachleute unterschiedlicher Richtungen: Architektur, Ingenieurwesen, Stadtplanung, Denkmalpflege, Handwerk, die Herstellung von Bauprodukten und viele weitere. Nicht zu vergessen dabei die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger in den Kommunen und die Auftraggeberinnen und -geber von baulichen Gestaltungsmaßnahmen aller Art. Ihr Zusammenwirken prägt die Qualität der gebauten Umwelt. Denn im Gespräch entwickeln sich immer neue Fragen und Antworten, wird vorhandenes Wissen geteilt und werden neue Einsichten entwickelt.
Wie kann es gelingen, unsere Städte und Gemeinden, also die bestehenden Siedlungsstrukturen den aktuellen Anforderungen der Gesellschaft und den technischen und baukünstlerischen Möglichkeiten unserer Zeit entsprechend weiter zu entwickeln und zu gestalten? Gibt es Orientierungshilfen? Entscheidend ist es, die richtigen Fragen zu stellen und eine Langfristperspektive anzulegen. Was bewirkt unser Planen und Bauen in Gesellschaft, Ökologie oder Wirtschaft auf lange Sicht?
Mit der Leipzig Charta der nachhaltigen europäischen Stadt haben die Bauminister in Europa ein Statement für eine zeitgemäße Baukultur abgegeben. Nachhaltiges Planen und Bauen entsteht durch das Zusammenspiel von sozialen, ökologischen, technischen und wirtschaftlichen Aspekten und gestalterischem Anspruch. Individuelle Lebensqualität, soziale Gerechtigkeit, Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen und des Kulturerbes und wirtschaftlicher Erfolg sollen deshalb Leitmarken nachhaltiger Baukultur sein.
Angesichts der vielen Veränderungen, die unsere Zeit prägen, ist unsere Planungs- und Baukultur von großer Bedeutung. Wir haben in der Hand, wie die Lebenswelt unserer Kinder beschaffen sein soll – ob sie lebenswert ist. Darum ist es wichtig, dass wir den Wert unserer gebauten Umwelt für das eigene und das gemeinsame Leben sehen und im planerischen Handeln und Bauen berücksichtigen. Und es kommt darauf an, bei jedem neuen Projekt und bei jedem Schritt einen entsprechend hohen Qualitätsanspruch anzustreben und möglichst zu verwirklichen. Auf der Qualität unserer Verfahren muss unser Augenmerk insbesondere liegen, denn sie bestimmen letztendlich die Qualität des Bauens.
Mit der Initiative Baukultur und den damit verbundenen Aktionen und Maßnahmen will die Landesregierung gemeinsam mit einem breiten Partnerfeld die Verfahrens- und Kommunikationsqualität fördern und das Bewusstsein für den Wert der Baukultur stärken. Dies reicht von der Auszeichnung gelungener Praxisbeispiele, über die Förderung von Maßnahmen zur Steigerung der Gestaltungsqualität bis hin zu Fachkonferenzen, die dem Austausch über die Fach- und Ressortgrenzen dienen.