Der Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ (SDB) der Landesregierung schlägt weitere zwölf Projekte zur Förderung vor.
Dabei handelt es sich um Projekte, die auf die Ziele des SDB einzahlen: bezahlbaren Wohnraum schaffen, ökologisches Bauen und Sanieren sowie die Transformation und Digitalisierung der Bauwirtschaft vorantreiben. Das gaben Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Bauministerin Nicole Razavi und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut am Dienstag (23. April) in Stuttgart bekannt. Das Förderbudget aus den gemeinsam bereitgestellten Mitteln des Staatsministeriums, des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen und des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus beträgt knapp zwei Millionen Euro. Von den 30 eingereichten Projektskizzen haben zwölf die erste Hürde genommen. Die Bewerber haben nun die Möglichkeit, ihre Skizzen zu Vollanträgen auszuarbeiten. Nähere Informationen zu den zwölf Projekten befinden sich in den beigefügten Projektsteckbriefen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte: „Ich bin begeistert von den Projektideen für das Bauen von Morgen. Wohnen bezahlbar und zugleich klimaneutral zu gestalten, ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.
Mit der zweiten Förderrunde im Rahmen des Strategiedialogs „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ unterstützen wir das, was wir in Baden-Württemberg am besten können: Ideen entwickeln und mit Innovationen vorangehen. Als Land der Tüftler und Erfinder möchten wir das gezielt unterstützen.
Bauministerin Nicole Razavi betonte: „Die wertvolle Arbeit des Strategiedialogs ist zwar auf sieben Jahre angelegt. Doch die Herausforderungen, vor denen die Baubranche im Moment steht, sind riesig. Deshalb haben wir bei der Auswahl der Projekte besonders darauf geachtet, dass diese schnell umgesetzt und in der Praxis angewendet werden können. Der Wohnungsbau sollte schnellstmöglich von den Lösungen und Ergebnissen des SDB profitieren können.“
Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut ergänzte: „Ich freue mich sehr über die große Resonanz auf den Förderaufruf. Ob es um die Entwicklung neuer KI-basierter Software oder zukunftsweisender Lernangebote geht: Uns haben viele spannende, innovative Ideen erreicht und ich möchte all denjenigen danken, die sich engagiert mit ihren Vorhaben eingebracht haben.“
Bislang werden im Rahmen des Strategiedialogs fünf Projekte mit rund einer Million Euro gefördert. Bei der Jahresveranstaltung am 26. Juni 2024 in Stuttgart sollen weitere Vorhaben und Zwischenergebnisse des SDB vorgestellt werden.
Das sind die Projekte:
Projekte der 2. Förderrunde im Rahmen des Strategiedialogs „Bezahlbares Wohnen und Innovatives Bauen“
Das Forschungsvorhaben entwickelt Konstruktions- und Prozessalternativen beim Wohnungsbau mit Holz, die einen rechtssicheren und praxisgerechten Umgang mit den anerkannten Regeln der Technik gewährleisten sollen. Der Holzbau steht dabei als Beitrag zum ökologischen und klimagerechten Bauen im Fokus. Das Projekt soll zu einer Reduzierung der Bauwerkskosten im Kontext des Wohnungsbaus mit Holz beitragen. Innovative Konstruktionsalternativen im Wohnungsbau mit Holz sollen juristisch abgesichert in die betriebliche Umsetzung gebracht und Kosten im Wohnungsbau gesenkt werden.
(Themensäule I: Bezahlbares Wohnen und Quartier, Flächen, klimagerechte Planung und Vergabe)
Das Projekt verfolgt das Ziel, mit innovativen Bauteilen und Bausystemen den baulichen Gestaltungspielraum für kostensparenden und ökologischen Schallschutz im Wohnungsbau deutlich zu erweitern. Es wird ein ganzheitlicher und integraler Ansatz verfolgt, um angemessene und sichere schalltechnische Qualität mit den geringstmöglichen Kosten und Umweltwirkungen zu erreichen. Die Ergebnisse münden in ein digitales Informations-, Vergleichs- und Assistenzangebot für Prozessbeteiligte.
(Themensäule II: Innovatives und ökologisches Bauen und Sanieren)
Mit dem Projekt soll angesichts der Klimaveränderungen erstmalig der Fokus auf die Auswirkung hinsichtlich der Wärmebelastung von Bewohnern im Aufenthaltsbereich gelenkt werden. Drei repräsentative Quartiere in Stuttgart sollen messtechnisch untersucht werden. In Verbindung mit Mikroklimasimulationen werden Handlungsempfehlungen für Kommunen und Städte entwickelt, wie ein gutes Mikroklima und eine maximale Solarisierung zu erreichen sind.
(Themensäule II: Innovatives und ökologisches Bauen und Sanieren)
Die Forschungsarbeit zielt auf den ressourceneffizienten und kreislaufgerechten Umbau von Bestandsgebäuden, die zwischen den 1960er und den 1980er Jahren errichtet wurden. Bei der Forschungsarbeit soll der Schwerpunkt auf den Umbau von Fassaden gesetzt werden. Ziel ist es dabei, so viel Bausubstanz des Bestandsgebäudes wie möglich zu erhalten, um die weitere Erzeugung von grauen Emissionen und Abfall zu vermeiden.
(Themensäule II: Innovatives und ökologisches Bauen und Sanieren)
In dem Forschungsprojekt werden die Grundsätze des zirkulären Bauens, anhand der Beleuchtung des Beispiels „Dachstuhl – Rückbau und sekundäre Nutzung der gewonnenen Holzbaustoffe“ aufgegriffen. Ein zentraler Fokus liegt dabei auf der Identifizierung der Akteure entlang der Prozesskette des zirkulären Bauens im Holzbau. Ziel ist es, Erkenntnisse über die Auswirkungen dieses Prozessschritts auf vorgelagerte Prozesse zu gewinnen und Anpassungen zu identifizieren, die die Effizienz steigern können.
(Themensäule II: Innovatives und ökologisches Bauen und Sanieren)
Mit diesem Projekt soll das Vorgehen bei der Wiederverwendung von gebrauchten Brandschutztüren erfasst und standardisiert werden. Da Brandschutztüren in den Gebäudeklassen 3-5 und damit in fast allen Gebäuden benötigt werden, fallen sie bei fast jedem Abbruchobjekt zur Entsorgung an und werden gleichzeitig im Neubau benötigt. Aufgrund regelmäßiger Wartungszyklen sind sie in der Regel in einem guten und dokumentierten Zustand. Der Wiederverwendung von sicherheitsrelevanten Bauteilen nach ihrem fachgerechten Ausbau stehen jedoch große Hemmnisse entgegen, da kein standardisiertes Vorgehen bekannt ist und rechtliche Fragen zu Zulassung und Gewährleistung ungeklärt sind. Das Ziel des Projekts ist, die Hemmnisse bei der Wiederverwendung von Brandschutztüren abzubauen und eine rechtssichere und praktikable Handlungsgrundlage zu erarbeiten.
(Themensäule II: Innovatives und ökologisches Bauen und Sanieren)
Zahlreiche Kommunen haben sich ambitionierte Klimaziele gesetzt, welche mit der aktuellen Geschwindigkeit der Wärmewende nicht zu erreichen sein werden. Per Gesetz sind die meisten Kommunen zur Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung verpflichtet. Das Vorhaben zielt darauf ab, aus 3D-Stadtmodellen und weiteren Datenquellen automatisiert energetische Steckbriefe zu erstellen. Über eine digitale Schnittstelle können Hauseigentümer, nur durch Eingabe ihrer Adresse, hierauf zugreifen und werden niederschwellig informiert. Das Ziel des Projekts besteht darin, diese Schnittstelle zu nutzen, um nicht nur zu informieren, sondern Eigentümer zur gemeinschaftlichen Umsetzung von Maßnahmen zu aktivieren.
(Themensäule II: Innovatives und ökologisches Bauen und Sanieren)
Der Urban Mining Screener (UMS) kann aus wenigen Informationen eine aussagekräftige Hochrechnung der Materialzusammensetzung für Städte und Regionen abbilden. Dieses Verfahren wird mit mehreren Städten in Baden-Württemberg umgesetzt. Da die Materialmengen für ganz Baden-Württemberg von Relevanz sind, werden die Städte und Kommunen in Cluster organisiert und die gewonnenen Informationen auf die restlichen Städte und Kommunen hochgerechnet. Zusätzlich werden über wissenschaftliche Untersuchungen Abschätzungen zu den verbauten Materialien im Tragwerk angestellt. Somit kann das gebundene CO2 im Gebäude abgeschätzt werden. Ziel ist die umfassende Darstellung der verbauten Materialien, die darin gebundene graue Energie sowie deren Rohstoff-Restwert. Diese Informationen sind die Basis, um flächendeckend zirkuläre regionale Wertschöpfungsketten zu etablieren.
(Themensäule II: Innovatives und ökologisches Bauen und Sanieren)
Ziel des Vorhabens ist es, die für die Wärmedämmung relevanten Parameter mit neuer optischer Messtechnik von mobilen Plattformen zu erfassen und automatisiert weiterzuverarbeiten. Mithilfe einer neuartigen, multispektralen Laserscan-Methode soll die Güte von Fenstern ermittelt und gleichzeitig ganze Fassaden vermessen werden können. Die Integration in ein Mobile Mapping Fahrzeug erlaubt einen schnellen und großflächigen Einsatz dieser neuen Technologie. Mit dem Vorhaben soll somit auf Basis neuer optischer Messtechnik eine großflächigere und effizientere Quantifizierbarkeit des Sanierungsbedarfs von Gebäuden ermöglicht werden.
(Themensäule III: Transformation und Digitalisierung der Bauwirtschaft)
Der Fokus des Vorhabens liegt auf der Entwicklung eines technischen Baukonfigurators, welcher anpassbar und gebäudespezifisch für die Werkplanung und die Produktion von modularen Wohnungseinheiten verwendet werden kann. Mithilfe der KI-gestützen Methode Generative Design soll ein Tool entwickelt werden, mit welchem eine präzise und vollumfängliche Planung serieller, mehrstöckiger Wohngebäude in kürzester Zeit und kostenschonend ermöglicht werden soll.
(Themensäule III: Transformation und Digitalisierung der Bauwirtschaft)
Die Idee einer digitalen Wissenstransferplattform für bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen ist aus der Arbeitsgruppe 3.1 „Wissenstransfer, Vernetzung und Austausch“ des SDB heraus entstanden. Das Projekt umfasst die Umsetzungsplanung für die Plattform, die sich an die Vielfalt der am Bauen beteiligten Akteurgruppen richten soll. Die bestehenden Angebote zum gewerkspezifischen Wissenstransfer sollen damit vernetzt und die laufenden Diskussionen sowie die gefundenen Lösungen in der Baubranche bekannt gemacht werden.
(Themensäule III: Transformation und Digitalisierung der Bauwirtschaft)
Das Projekt zielt auf die Qualifizierung von Fachkräften durch innovative Lernangebote ab. Im Rahmen des Projekts sollen interdisziplinäre Kursformate entwickelt werden, die theoretisches Wissen und praxisbezogene Fähigkeiten vermitteln. Diese mehrtägigen, modularen und berufsbegleitenden Formate decken neueste Entwicklungen, Technologien und Methoden im Bauwesen ab und werden in einen Leitfaden für zukünftige Angebote integriert. Inhalte umfassen Zirkuläres Bauen, Digital vernetztes Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden, Klimapositives Bauen sowie Einfaches und Serielles Bauen in der Vorfertigung. Um die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit der Weiterbildungsangebote zu erhöhen, soll ein zentraler Zugang zu diesen Lernangeboten über das Weiterbildungsportal des Wirtschaftsministeriums geschaffen werden.
(Themensäule III: Transformation und Digitalisierung der Bauwirtschaft)
Hintergrund: Strategiedialog
Mit dem Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ arbeitet die baden-württembergische Landesregierung an den großen Herausforderungen in den Bereichen Planen, Bauen und Wohnen. Als Arbeitsformat konzipiert, soll der Strategiedialog unter Beteiligung aller relevanten Akteure neues Denken und Arbeiten ermöglichen. Die etwa 200 Expertinnen und Experten des Strategiedialogs arbeiten in drei Themensäulen bereichsübergreifend und interdisziplinär daran, bessere Voraussetzungen für mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen (Themensäule I), das Bauen und den Bestand klimagerechter zu gestalten (Themensäule II) sowie die Digitalisierung und die Transformation der Bauwirtschaft voranzutreiben (Themensäule III). Das Format soll konkrete Arbeitsergebnisse wie etwa Modellprojekte und Vorschläge für bessere regulatorische Rahmenbedingungen hervorbringen, die umgesetzt und in die Fläche getragen werden können.
Die Geschäftsstelle des Strategiedialogs aus Architektenkammer Baden-Württemberg (AKBW), Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) und Bauwirtschaft Baden-Württemberg e. V. hat Ende 2022 ihre Arbeit aufgenommen. Sie vernetzt die Akteure als Koordinatorin des Strategiedialogs, unterstützt die operativen Aufgaben und die Sitzungen der Arbeitsgruppen inhaltlich und administrativ.
Gemeinsame Pressemitteilung des Staatsministeriums Baden-Württemberg, des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg und des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg