Baukulturwerkstatt von Bundesstiftung Baukultur, Stadt Schwäbisch Gmünd und Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg widmete sich dem zukunftsgerechten Umbau von Städten und Gemeinden.
Ministerin Nicole Razavi MdL: „Lebensräume umbauen heißt, den Wandel und seine Herausforderungen als Chance für die Weiterentwicklung unserer gebauten Umwelt zu begreifen. Die Stadt Schwäbisch Gmünd zeigt, wie das gelingen kann, weshalb die Baukulturwerkstatt hier goldrichtig ist.“
Den Wandel gestalten - was das aus baukultureller Perspektive heißt und welche vielversprechenden Lösungsansätze es gibt, war Thema der Baukulturwerkstatt „Lebensräume umbauen“, zu der die Bundesstiftung Baukultur gemeinsam mit der Stadt Schwäbisch Gmünd und dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg für den 30. September und 1. Oktober 2021 nach Schwäbisch Gmünd eingeladen hatte. Die Stadt Schwäbisch Gmünd arbeitet insbesondere seit dem Stadtumbau zur Landesgartenschau 2014 zusammen mit den Akteuren der Stadtgesellschaft an einem „Programm für eine nachhaltige Stadtentwicklung“. Hier spielt das Thema Umbaukultur eine entscheidende Rolle.
Klimaschutz, Energie- und Verkehrswende, aber auch die demografische Entwicklung und die veränderten Lebensstile bildeten den Hintergrund für die Baukulturwerkstatt. Wandel und Veränderung gab es schon immer, aber die aktuellen Herausforderungen sind von einer bislang ungekannten Dimension und Dynamik.
Die Beiträge zur Baukulturwerkstatt zeigen, „dass die Frage nach unserem künftigen Leben und Zusammenleben und die Frage nach einer zukunftsgerechten Planungs- und Baukultur zusammen betrachtet werden müssen. Eine nachhaltige Baukultur versteht sich primär als Umbaukultur und damit als Beitrag für ein gutes und sicheres Leben in unserer Heimat“, so Ministerin Nicole Razavi.
Die Baukulturwerkstatt fokussierte darum praxisnah drei zentrale Aspekte: den Umbau für eine neue Mobilität, den Umbau für eine neue Innenstadt und den Umbau für den Klimaschutz. Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur betonte, dass es um das Einüben neuer Kulturtechniken durch die Akteure vor Ort gehe: „Es kommt darauf an, Qualität, Wert und vor allem das Zukunftspotenzial des Bestands für die Gestaltung des Wandels zu erkennen und aktiv zu nutzen. Die Atmosphäre und Gestaltqualität von Bestandsgebäuden können wir zur Grundlage eines Transformationsprozesses machen, der viele Menschen mit neuartiger Architektur positiv anspricht“.
Die Baukulturwerkstatt und insbesondere die angeregten Diskussionen an den Werkstatttischen zeigten, dass es bereits viele vielversprechende Ansätze zur Gestaltung des Wandels mit und im Bestand gibt. Was es aber vor allem brauche, sind der Mut zu neuen Ideen und Innovationen. Da die heutigen Herausforderungen äußerst komplex sind, lassen sich Effekte nicht immer eindeutig vorhersagen. Experimentellen Formaten, wie Stadtlaboren, soll darum eine besondere Rolle zukommen, um das Zusammenwirken von verschiedenen Maßnahmen erproben: „Die internationale Bauausstellung IBA’27, die das Land seit 2017 mit mehr als 250.000 Euro pro Jahr unterstützt, will darum als großes Reallabor in der gesamten Region Stuttgart übertragbare Modelle unter anderem für zukunftsfähige Wohn- und Lebensformen, produktive Quartiersentwicklung und nachhaltige Mobilitätsformen erproben“, erläuterte Ministerin Razavi.
Davon konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Fachexkursion, die im Vorfeld der Baukulturwerkstatt stattfand, am Beispiel von vier Projekten überzeugen, drei davon IBA´27-Vorhaben. Stationen waren das Baugemeinschaftsprojekt „Max Acht“ in der Stuttgarter Innenstadt (Staatspreis Baukultur 2020) und das „Reallabor Wohnen“ in Stuttgart-Rot sowie das Bahnhofsareal in Waiblingen (IBA 2027) sowie der Stadtteil Hardt in Schwäbisch Gmünd (IBA 2027). Alle Projekte stünden für eine „neue Kultur des Planens und Bauens, bei der Nachhaltigkeit und Resilienz Maßstab für die Entwicklung unserer gebauten Umwelt sind“, so Ministerialdirektor Dr. Christian Schneider in seiner Begrüßung der Teilnehmenden. „Eine Bauwende, wie wir sie anstreben, kann nur gelingen, wenn wir sie alle gemeinsam als baukulturelle Wende begreifen, als Aufbruch zu einer ganzzeitlichen und gemeinwohlorientierten Kultur des Planens und Bauens.“
Die Baukulturwerkstätten sind ein Arbeits- und Veranstaltungsformat der Bundesstiftung Baukultur. Sie finden an verschiedenen Orten in ganz Deutschland und in Kooperation mit lokalen und regionalen Partnern statt. Sie sollen dazu dienen, übertragbare Lösungsansätze für bauliche Herausforderungen zu vermitteln und zu diskutieren. Die Werkstätten richten sich in erster Linie an Akteure aus Planung, Wirtschaft und Verwaltung. Die Ergebnisse der Werkstattgespräche fließen in die Erarbeitung der Berichte der Bundesstiftung zur Lage der Baukultur in Deutschland, die Baukulturberichte, ein. Die Baukulturwerkstätten sind deshalb aktuellen und insbesondere auch politisch relevanten Themen aus dem Bereich des Planens und Bauens sowie der Stadtentwicklungspolitik gewidmet. Der Arbeitstitel des nächsten Baukulturberichts, der 2022 vorgelegt werden soll, lautet „Neue Umbaukultur“.