Ministerin Nicole Razavi MdL auf Denkmalreise in Külsheim, Langenburg-Unterregenbach, Stuttgart-Zuffenhausen und Wendlingen am Neckar
Razavi: „Wohnen und Denkmalschutz sind kein Widerspruch, im Gegenteil: Wohnen im Denkmal hat Konjunktur und ist gelebte Nachhaltigkeit - dies zeigen zahlreiche gelungene Beispiele im Land.“
Auf ihrer viertägigen Denkmalreise (7. bis 10. September) durch alle vier Regierungsbezirke des Landes wirbt die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen Nicole Razavi MdL für die wertvolle Arbeit der Denkmalpflege. Am Freitag (10. September) machte sie Station im Regierungsbezirk Stuttgart. Schwerpunktthema der Reise ist dieses Jahr: „Wohnen und Leben im und mit dem Kulturdenkmal – damals und heute“.
Ihre Tagestour startete Ministerin Razavi bei der sogenannten Oberen Mühle, die letzte von einst drei Mühlen am Amorsbach. Das insgesamt drei Geschosse zählende Hauptgebäude des Mühlenanwesens steht in leichter Hanglage und wurde im Erdgeschoss massiv, in den beiden Obergeschossen als Fachwerkkonstruktion ausgeführt. Eine inschriftliche Datierung am Rundbogentor des Gewölbekellers weist darauf hin, dass das massive Erdgeschoss aus dem späten 16. Jahr-hundert stammt. Im Inneren beherbergt das Gebäude neben der Mühlentechnik, eine großzügige Wohneinheit, die mehrere Jahrzehnte in zwei kleine Wohnungen unterteilt war. Prägende Elemente wie Kassettentüren, Dielenböden etc. aus der Nachkriegszeit sind erhalten. Die von den neuen Eigentümern engagiert verfolgte Sanierung berücksichtigt den spezifischen Charakter dieses Kulturdenkmals. Neben der privaten Wohnnutzung wird eine Öffnung des Gebäudes für die Öffentlichkeit als Schaumühle angestrebt. „Wohnen im Denkmal ist gelebte Nachhaltigkeit. Das große Engagement der Eigentümer und der Erhalt des Kulturdenkmals als privater Wohnraum beeindruckt mich“, betont Razavi.
Weiter ging es nach Unterregenbach, das seit den 1960er Jahren einer der wichtigsten Forschungsschwerpunkte der Mittelalterarchäologie in Baden-Württemberg. Diese wird nun wiederbelebt, um offene Fragen mit modernen Methoden der Archäologie und Naturwissenschaften zu klären. In Unterregenbach wurde in den vergangenen Jahrzehnten ein einmaliges Ensemble aus Kirchen und Bestattungsplätzen mit Herrensitz und Siedlung des Früh- bis Spätmittelalters archäologisch untersucht. Von privater Seite wurde eine Stiftung ins Leben gerufen, die sich der archäologischen Erforschung von Unterregenbach widmet.
„Romeo und Julia“ nicht von William Shakespeare, sondern die Wohnhochhausgruppe in Zuffenhausen als Vertreterin des organischen Bauens, war die nächste Station der Delegation um Ministerin Razavi. Die skulpturalen Bauten zählen in der architekturgeschichtlichen Forschung zu den herausragenden Leistungen der Nachkriegsmoderne. Das Engagement für neue Bauweisen und den Einsatz neuer Materialien stellt im Rahmen der anstehenden Sicherungs- und Instandhaltungsmaßnahmen eine Herausforderung dar und erfordert die Entwicklung neuer Restaurierungskonzepte. “Insbesondere bei Modernisierungen von Wohngebäuden steht die Denkmalpflege immer wieder vor der Frage, wie Gebäude energetisch optimiert werden können. Ich bin beeindruckt von den Innovationen in diesem Bereich“, so Razavi.
Zum Abschluss der Denkmalreise besuchte sie die ehemaligen Textilwerke Heinrich Otto und Söhne (HOS) in Wendlingen am Neckar. Heinrich Otto, der die Firma von 1844 bis 1894 leitete, baute den elterlichen Betrieb zu einem der größten Textilwerke Württembergs aus mit Standorten in Frickenhausen, Neckartenzlingen, Nürtingen, Plochingen, Reichenbach und Unterboihingen. 1885 beschloss Robert Otto, Leiter des Unterboihinger Werks, die Errichtung einer Weberei mit neuem Standort in Wendlingen, eine herausragende Industrieanlage, die noch heute als Musterbeispiel eines Textilwerks des Historismus schlechthin gelten kann.
Nun soll hier ein neues Stadtquartier, als Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA 2027, mit 330 Wohnungen überwiegend in Neubauten und 47.000 m² Gewerbefläche entstehen. „Die Umnutzung des Spinnerei-Hochbaus, sowie des neuen Kessel- und Maschinenhauses mit Dampfturbine und der Weberei sind ei-ne denkmalpflegerische und planerische Herausforderung“, so Razavi. Die Bergmann-Dampfturbine von 1910 ist Gegenstand interdisziplinärer Zusammen-arbeit von Landesamt für Denkmalpflege und verschiedener Hochschulen (KIT, DDT Bamberg). „Ich werde diese Projekte gespannt weiterverfolgen. Wohnen und Leben im und mit dem Kulturdenkmal wird man hier in Wendlingen ein-drucksvoll zeigen können. Ich freue mich über die große Bereitschaft und Expertise, die bei diesen „Denkmalchallenges“ zum Ausdruck kommt.“, sagte Razavi.
Der Tag des offenen Denkmals 2021 findet als Höhepunkt der Denkmalwoche am Sonntag, den 12. September 2021 statt und steht in diesem Jahr unter dem Motto „Sein und Schein – in Archäologie & Bau- und Kunstdenkmalpflege“. Die landesweite Eröffnung startet mit der Nacht des offenen Denkmals in Meersburg am Tag davor, am Samstag, den 11. September um 17.00 Uhr.
Weiterführende Informationen zur Nacht und zum Tag des offenen Denkmals