Im Bausektor liegt ein enormes Potenzial, den Ressourcenverbrauch und das Abfallaufkommen zu reduzieren und die Treibhausgasemissionen zu senken. Genau hier setzt das zirkuläre Bauen an: Denn ein wesentlicher Anteil der Emissionen in der Herstellungs- und Rückbauphase ist auf die Tragkonstruktion von Gebäuden zurückzuführen.
Dennoch werden gerade tragende Bauteile in der Praxis bislang kaum wiederverwendet. Dies liegt unter anderem daran, dass bislang normierte technische Grundlagen für die Wiederverwendung gebrauchter Bauteile fehlen. Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg hat daher ein Forschungsvorhaben zur Erarbeitung der technischen Grundlagen für die Wiederverwendung tragender Holz- und Stahlbauteile initiiert. Mit der Forschung wurden das Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) und die Technische Universität (TU) München beauftragt.
Das Forschungsprojekt betrachtet die wesentlichen technischen Aspekte, die für die Wiederverwendung von tragenden Stahl- und Holzbauteilen relevant sind. Diese reichen von der Bestandsanalyse sowie dem schonenden Rückbau über Verfahren zur Untersuchung und Bewertung gebrauchter Bauteile, ergänzt durch Ansätze zur Aufbereitung bis hin zu spezifischen Bemessungsregeln zur Ermöglichung einer sicheren Wiederverwendung tragender Bauteile. Aus diesem Forschungsvorhaben heraus ist ein Leitfaden entstanden, der die Forschungsergebnisse direkt in der Baupraxis anwendbar macht.
Symposium „Less Träsh“
Im Oktober 2024 hatte das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen zum Symposium „Less Träsh“ geladen. Hier wurden gemeinsam mit den Forschungspartnern – dem Karlsruher Institut für Technologie und der Technischen Universität München – die Forschungsergebnisse einem breiten Fachpublikum vorgestellt. Zudem wurde die Zirkularität von Bauwerken mit dem Blick aus der Praxis unter die Lupe genommen.
Forschungsprojekt zur Wiederverwendung von Betonbauteilen
Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen hat im Rahmen des Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ (SDB) die Technische Universität München mit einem Folgeforschungsvorhaben zur Wiederverwendung tragender Betonbauteile beauftragt. Nach Abschluss der Forschungen sollen im Jahr 2026 die gewonnenen Erkenntnisse und Empfehlungen in den Praxisleitfaden aufgenommen werden.
Die stoffliche Verwertung von zurückgebauten Stahlbetonkonstruktionen beschränkt sich bisher weitestgehend auf das Recycling. Die Wiederverwendung von Stahlbetonbauteilen kann eine ökologisch effizientere Art der stofflichen Verwertung darstellen. Für die Wiederverwendung von Stahlbetonbauteilen fehlen jedoch bisher nahezu gänzlich normierte technische Grundlagen.
Ziel dieses Projekts ist daher die Erarbeitung von technischen Grundlagen für den Rück- und Wiedereinbau von Stahlbetonbauteilen. Die Forschungsleistung umfasst dabei alle wesentlichen Aspekte, die für die Wiederverwendung tragender Stahlbetonbauteile relevant sind. Diese Aspekte reichen , von der Analyse und Aufnahme des Bestandes, über den Rückbau, die Prüfung und die Aufbereitung der Bauteile bis hin zum Wiedereinbau in neue Gebäude.